Discussion:
Warum gibt es Krankheit, Altern, Tod, Trauer, Verzweiflung und Wehklagen? (Versuch einer modernen Fassung)
(zu alt für eine Antwort)
a***@gmail.com
2012-10-06 11:05:18 UTC
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Warum gibt es Krankheit, Altern, Tod, Trauer, Verzweiflung und Wehklagen?

Weil es das Geboren-werden gibt.

Warum gibt es das Geboren-werden?

Weil es das Werden der geistigen und körperlichen Strukturen gibt, zB im Mutterschoß.

Warum verbindet man sich mit dem Werden?

Weil man zum Zeitpunkt des Todes eine Form inne hatte die werden kann.
Wenn diese Form das Ergreifen zur Grundlage hat, verbindet man sich mit dem Werden im Existenzkreislauf.

Worauf beruht das Ergreifen?

Auf der Erinnerung an und Empfindung von Befriedigung und Durst/Hass.

Worauf beruht der Durst/Hass?

Auf angenehmen und unangenehmen Empfindungen.

Worauf beruhen Empfindungen?

Auf Sinneskontakt.

Worauf beruht der Sinneskontakt?

Auf den sechs Sinnesbereichen (5 Sinne + Denksinn).

Worauf beruht das Werden der Sinnesbereiche?

Auf der Möglichkeit des Werdens bestimmter bewusster Formen in der Evolution eines Planeten.

Worauf beruht die Evolution bewusster Formen eines Planeten?

Auf der statistischen Verteilung der Bedingungen für das Werden in der gesamten unendlichen Realität.

Warum verbindet man sich mit diesen Formen?

Wegen der Unwissenheit über diese Zusammenhänge, weshalb man im System verbleibt und nicht daraus heraustreten kann. Dieses System ist notwendigerweise leidhaft, denn das Ergreifen selbst setzt ja einen Zustand des Mangels voraus!

Wie kann man sich von diesem System befreien?

Indem man durch aufmerksame Selbstbeobachtung die Formen des Ergreifens bemerkt und dann langsam Gewalt über diese erlangt und sie verändert.

Wie kann man Gewalt über diese Formen erlangen?

In dem man aufmerksam ein Gegenmittel bei ihrem Erscheinen anwendet.

Zunächst praktiziert man Tugend, Altruismus, denn das Wesen des 'Bösen' ist Egoismus, Unfreiheit und Beschränkung (ein Ego duldet kein anderes Ego neben sich, ist also im Prinzip tendenziell beschränkend - Beispiel Diktatur, nur ein 'Überego' bestimmt und beherrscht die anderen Egos = Unfreiheit - Freiheit ist immer auch die Freiheit des Anderen, d.h. wahre Freiheit beinhaltet eine innere 'Selbstbeschränkung' welche idealerweise eine *Freiheit* von negativen also egoistischen Bedürfnissen/Formen ist; nur ein Egoist empfindet dies als Unfreiheit)

Welche Gegenmittel stehen zur Verfügung?

Die Gegenmittel für Anfänger:
Gegen Unwissenheit hilft studieren und über das gelernte meditieren.
Gegen 'Durst' hilft Abscheu gegen das Begehrte, dessen Vergänglichkeit, die Mühen des Erwerbens etc.
Gegen 'Hass' hilft Meditation über Unwissenheit, Mitleiden, Entwicklung liebender Güte, nachdenken über die Welten in denen man erscheint wenn man im Zustand des Hassens verstirbt (was für eine Evolution muss stattfinden wo Babies schon voller Hass sind?) etc.

Die Gegenmittel für Fortgeschrittene:
Die Empfindungen selbst als bloße mentale Symbole erkennen, welche an sich leer sind, also nicht an und für sich mit negativen Handlungen verbunden sind. Dies gilt für alle Khandhas. Wer darin geübt ist wird selbst wenn Empfindungen von Hass etc. auftreten nicht mitgerissen sondern verweilt in einem subtilen Gleichmut der bloßen Wahrnehmung von Empfindung ohne dass ein Handlungsstrom resultiert welcher negative Formen erzeugt bzw verstärkt (Verweilen in 'Leerheit').

Ergebnis ist das Erleben der Befreiung noch zu Lebzeiten.

Ist natürlich alles etwas kurz und unvollständig...

So, zur Diskussion freigegeben! :-D


Bhikkhu Ananda
Monkey Mind
2012-10-06 21:16:02 UTC
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Wegen der Unwissenheit über diese Zusammenhänge, weshalb man im System
verbleibt und nicht daraus heraustreten kann. Dieses System ist
notwendigerweise leidhaft, denn das Ergreifen selbst setzt ja einen
Zustand des Mangels voraus!
Wie kann man sich von diesem System befreien?
Indem man durch aufmerksame Selbstbeobachtung die Formen des
Ergreifens bemerkt und dann langsam Gewalt über diese erlangt und sie
verändert.
Ergreifen kann beliebig lange verändert werden, es wird doch nie
Loslassen daraus.

"Verändern" ist eben tun, nicht lassen.

Selbstbeobachtung ist wirklich eine lohnende Sache, aber Du versprichst
Dir und uns zu viel, wenn Du schreibst, dass das Lassen, das Aufhören
einfach die Konsequenz von Tun ist - da spielt noch mehr rein, in meiner
Erfahrung.

Wie ist das bei Dir?

Cheers,
Florian
--
Jedermann geht aus dem Leben, wie wenn er eben erst geboren wäre
-- Epikur (Spruchsammlung 60)
a***@gmail.com
2012-10-08 11:52:55 UTC
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Wegen der Unwissenheit über diese Zusammenhänge, weshalb man im System
verbleibt und nicht daraus heraustreten kann. Dieses System ist
notwendigerweise leidhaft, denn das Ergreifen selbst setzt ja einen
Zustand des Mangels voraus!
Na, das ist ja genau das Problem im Existenzkreislauf das 'Nachfüllen' eben nicht immer klappt! Durch das Ergreifen im Bewusstseinsstrom wird darüber hinaus sichergestellt das man immer in Welten des Mangels erscheint, denn Ergreifen entsteht nur dort wo zugreifen notwendig ist.
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Wie kann man sich von diesem System befreien?
Indem man durch aufmerksame Selbstbeobachtung die Formen des
Ergreifens bemerkt und dann langsam Gewalt über diese erlangt und sie
verändert.
Ergreifen kann beliebig lange verändert werden, es wird doch nie
Loslassen daraus.
Ergreifen das in Loslassen übergeht ist keine Veränderung?
Das Problem ist, dass normale Wesen keine Macht über ihren Geist haben.
Es heißt ja bei vielen: "der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach"
Buddhistische Meditation hat deshalb u.a. auch das Ziel den eigenen Geist zu zähmen, also ihn unter Kontrolle zu bringen.
Dies sollte natürlich immer in Verbindung mit der Entwicklung von Tugend geschehen, denn reine Kontrolle mit negativer Motivation kann Negativität noch verstärken, etwa so wie Intelligenz zum Guten wie Bösen benutzt werden kann (was auch für den Glauben gilt wenn wir uns Fundamentalisten ansehen, die ihr Ego mit dem Glauben verbinden)
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"Verändern" ist eben tun, nicht lassen.
Da wirst du wohl leider nicht drum herumkommen etwas zu tun, am Anfang!
Leider kann man sich nicht einfach hinsetzen und 'aufhören', das braucht Vorbereitung!
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Selbstbeobachtung ist wirklich eine lohnende Sache, aber Du versprichst
Dir und uns zu viel, wenn Du schreibst, dass das Lassen, das Aufhören
einfach die Konsequenz von Tun ist - da spielt noch mehr rein, in meiner
Erfahrung.
Selbstbeobachtung = Achtsamkeit = Meditation, Tugend und Weisheit sind unabdingbar um auf dem Weg voran zu schreiten. Ohne diese Grundlagen ist *dauerhaftes* Loslassen nicht möglich.
Post by Monkey Mind
Wie ist das bei Dir?
Ich denke dauerhafte Befreiung ist nur möglich wenn man ein und für alle mal die leere Natur der Phänomene erkannt hat, d.h. wenn der Geist aufgehört hat diesen falsche Eigenschaften zuzuschreiben. Wenn dies nicht geschehen ist, bleibt immer noch ein kleiner Kristallisationskeim der Ergreifen wieder aufflammen lässt.


"...aber Du versprichst Dir und uns zu viel,..."

Ich frage mich allerdings, wer ist 'uns'?
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Cheers,
Florian
--
Jedermann geht aus dem Leben, wie wenn er eben erst geboren wäre
Ist m.E. nicht zutreffend!
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-- Epikur (Spruchsammlung 60)
Monkey Mind
2012-10-08 18:55:41 UTC
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Wegen der Unwissenheit über diese Zusammenhänge, weshalb man im
System verbleibt und nicht daraus heraustreten kann. Dieses System
ist notwendigerweise leidhaft, denn das Ergreifen selbst setzt ja
einen Zustand des Mangels voraus!
Na, das ist ja genau das Problem im Existenzkreislauf das 'Nachfüllen'
eben nicht immer klappt!
Wo denn zum Beispiel nicht?
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Durch das Ergreifen im Bewusstseinsstrom wird darüber hinaus
sichergestellt das man immer in Welten des Mangels erscheint, denn
Ergreifen entsteht nur dort wo zugreifen notwendig ist.
Ist unsere Welt denn eine Welt des Mangels?
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Wie kann man sich von diesem System befreien?
Indem man durch aufmerksame Selbstbeobachtung die Formen des
Ergreifens bemerkt und dann langsam Gewalt über diese erlangt und sie
verändert.
Ergreifen kann beliebig lange verändert werden, es wird doch nie
Loslassen daraus.
Ergreifen das in Loslassen übergeht ist keine Veränderung?
Wenn Ergreifen uns Lassen irgendwas gemeinsam hätten, schon.
Wenn Loslassen eine Tätigkeit wäre wie das Ergreifen, schon.

Du schriebst weiter oben, dass Ergreifen bedingt ist, durch Mangel
beispielsweise. Loslassen ist aber nicht bedingt, auch nicht durch
Fülle.
Post by a***@gmail.com
Das Problem ist, dass normale Wesen keine Macht über ihren Geist haben.
Es heißt ja bei vielen: "der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach"
Das klingt so, als ob der Geist und das Wesen zweierlei wären, oder der
Geist ein Besitz des Wesens, den es sich aneignen oder beherrschen kann.
Ist das "Wesen an sich" denn geistlos?
Post by a***@gmail.com
Buddhistische Meditation hat deshalb u.a. auch das Ziel den eigenen
Geist zu zähmen, also ihn unter Kontrolle zu bringen. Dies sollte
natürlich immer in Verbindung mit der Entwicklung von Tugend
geschehen, denn reine Kontrolle mit negativer Motivation kann
Negativität noch verstärken, etwa so wie Intelligenz zum Guten wie
Bösen benutzt werden kann (was auch für den Glauben gilt wenn wir uns
Fundamentalisten ansehen, die ihr Ego mit dem Glauben verbinden)
Ja, Tugend ist notwendig. Was verstehst Du unter Tugend?
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Post by Monkey Mind
"Verändern" ist eben tun, nicht lassen.
Da wirst du wohl leider nicht drum herumkommen etwas zu tun, am Anfang!
Leider kann man sich nicht einfach hinsetzen und 'aufhören', das braucht Vorbereitung!
Ja sicher. Aber das reicht nicht, in meiner Erfahrung. Es ist kein Fall
von "muss mich nur gut vorbereiten". Da brauchts noch mehr. Findest Du
nicht?
Post by a***@gmail.com
Post by Monkey Mind
Selbstbeobachtung ist wirklich eine lohnende Sache, aber Du versprichst
Dir und uns zu viel, wenn Du schreibst, dass das Lassen, das Aufhören
einfach die Konsequenz von Tun ist - da spielt noch mehr rein, in meiner
Erfahrung.
Selbstbeobachtung = Achtsamkeit = Meditation, Tugend und Weisheit sind
unabdingbar um auf dem Weg voran zu schreiten. Ohne diese Grundlagen
ist *dauerhaftes* Loslassen nicht möglich.
"dauerhaft"? Erzähl mal, was Weisheit ist, in diesem Zusammenhang mit
"dauerhaften" Dingen, die man erreichen und haben kann, wie das
Loslassen, das Du hier so beschreibst.
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Post by Monkey Mind
Wie ist das bei Dir?
Ich denke dauerhafte Befreiung ist nur möglich wenn man ein und für
alle mal die leere Natur der Phänomene erkannt hat, d.h. wenn der
Geist aufgehört hat diesen falsche Eigenschaften zuzuschreiben. Wenn
dies nicht geschehen ist, bleibt immer noch ein kleiner
Kristallisationskeim der Ergreifen wieder aufflammen lässt.
Welche falschen Eigenschaften? Dauerhaftigkeit, zum Beispiel?
Post by a***@gmail.com
"...aber Du versprichst Dir und uns zu viel,..."
Ich frage mich allerdings, wer ist 'uns'?
"Wir" sind diejenigen, die hier in dieser Newsgroup lesen.
Post by a***@gmail.com
Post by Monkey Mind
Jedermann geht aus dem Leben, wie wenn er eben erst geboren wäre
Ist m.E. nicht zutreffend!
Ja, da gehen die Meinungen auseinander. Wie siehst Du das denn so? Was
bleibt denn, wenn Du nicht bist?
--
Jedermann geht aus dem Leben, wie wenn er eben erst geboren wäre
-- Epikur (Spruchsammlung 60)
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