Hallo Henry
Post by henry albrechtHallo
Den buddh. Mönchen war Ackerbau verboten, weil sie dabei Tiere hätten
töten können.
Hmm. Versuch mal zu rekapitulieren, wie der Orden des
Buddha überhaupt entstanden ist.
Stichwort "Waldasketen" ... "Hauslosigkeit" ... "Besitzlosigkeit"
1 Leut, der im Wald 6 Jahre Askese gemacht hat,
-> 5 Leute, die im Wald Askese gemacht haben,.
-> immer mehr Leute, die im Wald Askese gemacht haben oder das dann wollten.
-> viele Leute die by doing gemerkt haben, daß ihnen diese Form des Lebens
guttut und andere Formen sie wieder zurücktreiben...
Die *Begründung* dafür, daß die Bhikkus später nicht auch
Grundfläche beackern/auswerten sollten, kann leicht eine
ganz andere gewesen sein, als die, die Du nennst.
Soviel ich weiß, ist jede Regel für den Bhikku-Sangha aufgrund
eines bestimmten Vorfalles entwickelt worden - so denke ich,
daß man (im sog. "Patimokkha") die expliziten Gründe für die
Nicht-Bodenständigkeit/das Nicht-Bauerntum finden kann.
(Ich habe aber nie danach gesucht, vielleicht findest
Du was unter www.palikanon.com)
Post by henry albrechtAber Betteln und dann das zu essen, was sie selbst aus
genanntem Grund nicht herstellen dürfen geht in Ordnung ?
Tja, das magst Du nicht so sehen, offensichtlich hat der
Buddha das so gesehen.
Irgendwie haben die im Neandertal ja auch nicht Selbstmord
begangen, weil sie noch nicht wußten, wie man "herstellt"
und dennoch auch mal Hunger hatten.
Irgendwie haben sie also trotzdem gegessen - war das nun
auch nicht "in Ordnung"? ...
Vielleicht gibt es aber auch relativ einfache Gründe dafür?
(Ich spekuliere mal ohne es genau zu wissen, aber aus einer
gewissen Menge an Gelesenem aus dem Pali-Kanon habe ich mir
natürlich ein ungefähres Bild gemacht)
Z.B. daß die unbewirtschaftete Natur für einen Sangha von
sagen wir, 100 Möchen, die nicht jagen wollen, idR nicht
genug hergibt?
Ein anderer Grund könnte ein "pädagogischer" sein: es bringt
die Mönche in Kontakt mit der Bevölkerung (im Gegensatz zu
anderen damaligen Asketen) Es gibt so eine Ansicht, daß
Mönche, die sich zu lange/zu sehr isoliert haben, nach
der Buddha Zeit sozusagen so etwas wie eine "Erleuchtungsarroganz"
entwickelt haben sollen (woraus sich später der Vorwurf des
"Arhat-Ideal"s und in ABgrenzung davon die Entwicklung des
"Bodhisattva" und des Mahasanghika als Wurzel des späteren
"Mahayana" eingestellt hat, und viel später u.a. auch der
Ackerbau im Zen-Buddhismus).
Es gibt eine Sutra, in der ziemlich genau das Thema abgehandelt
wird, die Begegnung des Buddha mit einem Bauern, in der der
Bauer erst unwirsch sagt: "ich arbeite für mein Essen, tu du
das auch" und der Buddha dann eine Rede anfängt in der er
genau das von sich behauptet: indem sein Unterricht/sein Lehren
seine Arbeit sei. Als der Bauer das irgendwie einsieht und ihn
nun durch eine Gabe Reis vom Mittagessen "bezahlen" will, nimmt
der Buddha das nicht an und sagt: "diese Lehre wird nicht gegen
Geld/Waren verkauft". M.Mn. nach, um deutlich zu machen, daß er
sich von der ***grundlegenden Bereitschaft zu Großzügigkeit***
abhängig macht - und *nicht* Gaben fordert. (Junge/Neue Mönche, die
gierige/fordernd aufgetreten sind wurden aufgeklärt,kritisiert und
wo nötig diszipliniert)
Insgesamt ist das ein sehr weites Thema, das man sicherlich hier
nicht so einfach abhandeln kann. Aber vielleicht gibt das
ja schon eine neue Idee, wie man darüber nachdenken kann?
Post by henry albrechtWarum die Unterdrückung der Frau ?
Keine Ahnung. Gibt/Gab es eine Erziehung zur Unterdrückung der Frau?
Post by henry albrechtWarum auch eine strengere Aufnahmeprozedur für Frauen ?
Dies wurde damit begründet, daß der Orden den physischen
Schutz für die Nonnen nicht übernehmen konnte - und durch das
Ideal der absoluten Gewaltlosigkeit Nonnen im Wald
für viele Bürger des Landes (übrigens ja nicht nur dort...)
praktisch Freiwild waren.
Im Palikanon wird berichtet, daß der Buddha erst überhaupt
keinen Nonnenorden aufmachen wollte. Als seine eigene
(von ihm früher zurückgelassene) Frau und weitere Frauen
extrem intensiv darum baten und der Mönch Ananda
(sein Vetter) für sie eintrat, hat er diesem überhaupt
zugestimmt.
Aber ich kann nur aus dem Gesamtkontext, soweit ich ihn verstanden
habe, die *Gründe* erschließen - und mir erscheinen sie
ganz ohne Unterdrückungsabsicht durchaus verständlich und
für die damalige Zeit auch nachvollziehbar: "wir können
nur Frauen aufnehmen, die das und das besondere Risiko
aushalten können und das auch wirklich wollen" - "wie
organisieren wir das, daß den jungen Leuten sich nicht
ständig der Kopf verdreht" (Aus der heutigen Zeit rückblickend
könnte man noch ergänzen: "wie verhindern wir, daß unter
dem Tunnel zwischen dem Männer und Frauenkloster die getöteten
Babies vergraben werden"...)
Aktuelles Beispiel: ein männlicher Mönch würde auch heute ein
viel geringeres Risiko haben, im Bus von 6 Männern vergewaltigt
und dann überfahren zu werden als eine weibliche Nonne...
Und das in Gewaltlosigkeit auszuhalten und daß die Gemeinschaft
davon nicht komplett absorbiert wird - das ist schon eine ganz
andere Nummer als mit 80 Kerlen als Hippies/Asketen im Wald zu
leben und bestenfalls 1x täglich zum Betteln in die Stadt zu
gehen und sich vielleicht einen Faschistenspruch anhören zu
müssen...
Post by henry albrechtDas für mich einzig vorteilhafte an all den Ungereimtheiten ist, das
man sich wirklich mit dem Kern beschäftigen muss um sich selbst zu
überzeugen.
:-)))
(Das ist eine ziemlich gute Idee, muß ich schon sagen ... )
Post by henry albrechtBleibt man an der Oberfläche kann man sonst nur zu dem
Schluss gelangen, das der Buddhismus ein genauso untaugliches System
darstellt, wie andere Religionen auch.
Man muss sich "seinen eigenen Buddhismus" machen.
Wie seht ihr das ?
Ja - ich z.B. denke, weil der Buddha das schon so gesehen hat, nannten
seine Anhänger ihn (u.A.) auch den "So-Gegangenen", was ich so verstehe,
daß man ausdrücken wollte, daß er eben seine Gedanken/Lehren in völliger
Unabhängigkeit von den Ideen und Systemen anderer Religionen,
(die es ja in Indien damals auch gab) entwickelt hat: "Un-abhängig"
heißt nicht "im Widerspruch"/"im Gegensatz" sondern eben "un-abhängig":
d.h. manches kann durchaus gleich sein, manches anders, aber nicht
"weil die anderen das so und so machen" sondern eben unabhängig
davon. (Und das ist ja in der aktuellen christlichen/katholischen
Debatte auch wieder ein Topic unter Benedikts "Relativismus"-
Stichwort)
All this In-my-humble-Opinion....
Gottfried