Discussion:
Rat zu Übung
(zu alt für eine Antwort)
Harryyy
2006-07-16 10:28:15 UTC
Permalink
Hallo

Ich habe eine Übung gefunden die das Körpergefühl
durch bewußtes Wahrnehmen herstellt.

Man soll seinen Körper von innen her fühlen ob Leben
in meinen Händen Armen Beinen Brust ..... ist.
Ein Energiefeld soll gleichzeitig in allen Körperteilen
zu fühlen sein.
Dieses Körpergefühl soll mit der Zeit stärker werden.

Ich habe so eine Übung für eventuale Wartezeiten die
täglich vorkommen geplant (Straßenbahn Wartezimmer Kasse)

Auf einer Parkbank habe ich das erste mal das richtig
probiert aber da habe ich gemerkt das die Anleitung
für mich nicht ausführlich genug ist.

Wenn ich ausreichend Zeit habe (Wartezimmer z.B.) wie lange
verbleibe ich bei jeden Körperteil?
Unterteilt man etwa Oberarm und Unterarm beim Üben?
Kann man da vielleicht eine bestimmte Anzahl von Atemzügen
nehmen oder spielt der Atem keine Rolle?

Die Übung erinnert mich an eine geführte Vipassana-Meditation
die ich auf einer Kasette abgespielt und mitgemacht habe.
(Weil ich Zazen übe lasse ich diese Vipassana-Meditation)

Gibt es da irgendwo etwas ausführlicheres Infomaterial
oder kann man mir mitteilen wie man die Übung erfolgreicher
durchführt.

Ist so eine Übung bekannt und hat evtl. auch einen Namen den
ich in eine Suchmaschine eingeben kann?

Gruß
Sven Hansen
2006-07-16 11:23:51 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Harryyy
Ich habe eine Übung gefunden die das Körpergefühl
durch bewußtes Wahrnehmen herstellt.
Ist so eine Übung bekannt und hat evtl. auch einen Namen den
ich in eine Suchmaschine eingeben kann?
Nennt sich Achtsamkeit auf die Gefühle oder den Körper, wobei als Methode
wandernde Achtsamkeit benutzt wird. Wandernde Achtsamkeit hat den Vorteil,
dass sie für den Geist interessanter ist, als andere Methoden, aber auch den
Nachteil, dass sich das Objekt nicht so schnell entwickelt.

Bekannt ist diese Methode u. a. durch Goenka und Karl Weinfurter.
Post by Harryyy
Ein Energiefeld soll gleichzeitig in allen Körperteilen
zu fühlen sein.
Dieses Körpergefühl soll mit der Zeit stärker werden.
Ein Energiefeld würde ich mir nicht suggerieren, sondern, da du sowieso auf
die Empfindungen achtest, genau hinfühlen, was du spürst. Ein Energiefeld
ist schon ein sehr abstraktes Konzept und führt auf eine falsche Fährte.
Post by Harryyy
Wenn ich ausreichend Zeit habe (Wartezimmer z.B.) wie lange
verbleibe ich bei jeden Körperteil?
Am besten solange wie es geht und es nicht zu langweilig wird.
Post by Harryyy
Unterteilt man etwa Oberarm und Unterarm beim Üben?
Das kann man tun.
Post by Harryyy
Kann man da vielleicht eine bestimmte Anzahl von Atemzügen
nehmen oder spielt der Atem keine Rolle?
Der Atem spielt hier keine direkte Rolle.
Post by Harryyy
Die Übung erinnert mich an eine geführte Vipassana-Meditation
die ich auf einer Kasette abgespielt und mitgemacht habe.
(Weil ich Zazen übe lasse ich diese Vipassana-Meditation)
Es ist eine Vipassana-Meditation auch wenn sie nicht so genannt werden
sollte.
Bei Zazen, ist auch, wenn es korrekt ausgeführt wird, Vipassana. Nur hat die
Achtsamkeit keinen Fokus. Ich halte das für mich deshalb für sehr schwierig,
weil der Geist keinen Ankerpunkt hat.
Post by Harryyy
Gibt es da irgendwo etwas ausführlicheres Infomaterial
oder kann man mir mitteilen wie man die Übung erfolgreicher
durchführt.
Bei Goenka sicherlich. Besser ist es aber selbst den Hintergrund dieser
Übungen zu verstehen, wenn man keinen Lehrer hat, und sich deshalb
ausreichend theoretische Grundlagen über vipassana anzueignen.

Gruß

Sven
Harryyy
2006-07-16 12:03:42 UTC
Permalink
sich deshalb ausreichend theoretische Grundlagen
über vipassana anzueignen.
Das werde ich dann tun

Danke für die Antworten

Gruß
Wolfgang
2006-07-16 12:53:32 UTC
Permalink
Post by Harryyy
sich deshalb ausreichend theoretische Grundlagen
über vipassana anzueignen.
Das werde ich dann tun
Danke für die Antworten
Gruß
richtig informieren heisst bitte auch , entweder diesen Link eingeben,
oder bei google einfach nach vipassana+kritik suchen....
einige serioese Schutzorganisationen warnen vor Goenka und warnen vor
einer zu starken psychischen Belastung durch Vipassana.

http://www.google.de/search?sourceid=navclient-ff&ie=UTF-8&rls=GGGL,GGGL:2006-12,GGGL:de&q=vipassana%2Bkritik

Sicher kann eine einfache buddhistische Meditation oder auch
Kontemplation nicht viel Schaden anrichten, aber in die Tiefe gehende
Vipassana oder Kasina Meditation schon.
Wirklich immer achtsam bleiben.....
LG
W.
--
http://www.ethik-net.tk/
Harryyy
2006-07-16 14:48:03 UTC
Permalink
Post by Wolfgang
zu starken psychischen Belastung durch Vipassana.
Danke für die Warnung.

Ich habe eigentlich nur vor meinen Tag besser zu nutzen und
meinen Achtsamkeits-Übungen etwas in aufkommenden
Wartezeiten hinzuzufügen.

Svens Antworten waren auch recht hilfreich und ein angesterbtes
Grundwissen Vipassana schadet sicher nicht.

Ich praktiziere Zazen seit etwa 9 Monaten und eine bessere
Körperwahrnehmung wäre noch mit so einer Übung zu entwickeln.

Weil ich selbst viel im Internet recherchiere finde ich die Idee
den Suchbegriff "Kritik" auch noch zu verwenden sehr gut
(Das wird mir sicher mal bei anderen Gelelegenheiten nützlich sein)

Danke für die Antwort

Gruß
Gottfried Helms
2006-07-18 13:02:35 UTC
Permalink
Post by Harryyy
Post by Wolfgang
zu starken psychischen Belastung durch Vipassana.
Danke für die Warnung.
Ich habe eigentlich nur vor meinen Tag besser zu nutzen und
meinen Achtsamkeits-Übungen etwas in aufkommenden
Wartezeiten hinzuzufügen.
Svens Antworten waren auch recht hilfreich und ein angesterbtes
Grundwissen Vipassana schadet sicher nicht.
Ich praktiziere Zazen seit etwa 9 Monaten und eine bessere
Körperwahrnehmung wäre noch mit so einer Übung zu entwickeln.
Weil ich selbst viel im Internet recherchiere finde ich die Idee
den Suchbegriff "Kritik" auch noch zu verwenden sehr gut
(Das wird mir sicher mal bei anderen Gelelegenheiten nützlich sein)
Danke für die Antwort
Gruß
Hallo Harry -

ein bißchen möchte ich aus eigener Erfahrung
noch hinzufügen, obwohl es ein wenig out-of-canon
ist, und auch noch dividiert werden muß durch die
jeweils eigene Disposition hierzu.

<off-canon on>
Die Körperwahrnehmung kann m.E. nach deutlich
verbessert werden, wenn man sie in Aktivität
übt. Bevor ich zum Buddhismus gekommen bin,
habe ich ein paar Jahre (Neo-) Tantra in einer
an den Osho-Vorschlägen orientierten Gruppe
gemacht. Hier haben wir sehr körperorientiert
gearbeitet; Tanz-Meditationen, Kundalini- und
dynamische Meditation, bei denen durch die
Aktivität es mir sehr viel leichter fiel, die
Bewegungs- und Energieelemente zu spüren, zu
beobachten und zu erforschen. Allerdings habe
ich schon immer besonders gerne getanzt, und
deshalb mag es mir leichter gefallen sein, Nutzen
hieraus zu ziehen.

Eine weitere Maßnahme, die diese Körperwahrnehmung
verstärkt, war ein einjähriger Kurs in Rebalancing-
Massage, die auch sehr stark darauf fokussiert,
die Achtsamkeit auf den jeweils gerade behandelten
Körperteil zu richten und genau zu erspüren, was
und wie. Schätze, das hat bei mir die meisten
Fortschritte gebracht. Zum Beispiel (ein freilich
ziemlich esoterisches in unserer NG, sehe ich ein,
aber warum nicht...?)hat sich mein Fußballspiel
total verändert, das Laufen, Haushalten mit den
Kräften, die ganze Ballbehandlung mit dem Fuß -
über solche Sachen hätte ich mir früher als Hinterhof-
Gelegenheits-Kicker nie Gedanken gemacht, auf einmal
ergaben sich hier völlig neue Aspekte und bewußt
entwickelbare Möglichkeiten, was bis in mentale
Dispositionen hineinging.
Mit diesen Übungen hat sich auch das sozusagen
"motorische Gedächtnis" immens verbessert; jedenfalls
habe ich nach über 30 Jahren plötzlich wieder Klavier-
spielen gelernt, wobei das statt über Notenlesen,
wie früher als Schüler, jetzt eher über das bessere
Gefühl/die bessere Wahrnehmung der Hände und des
Rhythmus ging. Das waren zwei der vielleicht am
besten sichtbaren neuen Erfahrungen, die innerhalb
von 1 bis 2 Jahren aufgetreten sind.

Ich sehe diese Elemente in der *aktiven Motorik*
und körperlichen *Sensorik* heute weiterhin als
wertvolle Ergänzung zu den Achtsamkeitsübungen
in der Meditation, wenn sie in diesem Geiste
der Wahrnehmung "jetzt atme ich ein" "jetzt atme
ich aus", "jetzt bewege ich mich so"..."jetzt berührt
mich...", "jetzt empfinde ich so...." genutzt werden.
Also -vielleicht bringt ja diese Zusatzinfo etwas;
aber die oben beschriebenen Sachen können leicht
Prozesse in Gang bringen, durch die man sich nicht
alleine steuern kann, vor allem, wenn tiefliegende
Probleme mit der eigenen Körperlichkeit vorliegen,
was ein durchaus verbreitetes Problem, und ernst-
zunehmen ist.

Aber eine Empfehlung, auch die Disko, den Tanzkurs,
den Sportverein, den Yoga, die stille Wanderung oder
den unvermeidlichen Weg durch das Kaufhaus zur
Beobachtung und Intensivierung der körperlichen
Motorik und Sensorik zu nutzen, kann eigentlich
nicht schaden, denke ich.

</off-canon off>

Gruß -

Gottfried
Sven Hansen
2006-07-18 20:44:13 UTC
Permalink
Post by Gottfried Helms
Aber eine Empfehlung, auch die Disko, den Tanzkurs,
den Sportverein, den Yoga, die stille Wanderung oder
den unvermeidlichen Weg durch das Kaufhaus zur
Beobachtung und Intensivierung der körperlichen
Motorik und Sensorik zu nutzen, kann eigentlich
nicht schaden, denke ich.
Solange man es nicht das alles mit Vipassana verwechselt. Das ist teilweise
"nur" Sport (der natürlich für den Körper gesund sein kann.). Im Sport wird
zwar auch Achtsamkeit trainiert, diese hilft aber durch die groben Konzepte
im Sport für Vipassana-Fortschritte nicht weiter, da die meditative
Achtsamkeit eine ergründende komponente hat, die der Sport nicht stützt.

Gruß

Sven
Gottfried Helms
2006-07-19 00:21:26 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
im Sport für Vipassana-Fortschritte nicht weiter, da die meditative
Achtsamkeit eine ergründende komponente hat, die der Sport nicht stützt.
Ja - das ist richtig. Mein Satz war natürlich auf solch
einen Hintergrund gemünzt, der sich aus dem Gesamtposting
ergibt. Aber man sollte es hier ruhig noch einmal erwähnen.

Herzlich -

Gottfried
Daniel
2006-07-18 15:35:40 UTC
Permalink
Post by Harryyy
Post by Wolfgang
zu starken psychischen Belastung durch Vipassana.
Danke für die Warnung.
Ich habe eigentlich nur vor meinen Tag besser zu nutzen und
meinen Achtsamkeits-Übungen etwas in aufkommenden
Wartezeiten hinzuzufügen.
Svens Antworten waren auch recht hilfreich und ein angesterbtes
Grundwissen Vipassana schadet sicher nicht.
Ich praktiziere Zazen seit etwa 9 Monaten und eine bessere
Körperwahrnehmung wäre noch mit so einer Übung zu entwickeln.
Ich würde erstmal beim Zazen bleiben und es damit gut sein lassen. Es
kommt oft zu Problemen wenn man gerade als Anfänger gleich mehrere
Übungen gleichzeitig praktizieren will. Zazen ist finde ich schon
mehr als genug, lass sich das erstmal entfalten (das braucht Zeit).

Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.

Falls du meinem Rate nicht folgst (wovon ich ausgehe, ich würde es auch
nicht tun), tu mir den Gefallen und achte sehr genau darauf ob's dir
wenn du beides übst besser oder eher schlechter geht. Wenn's dir nicht
so tolle geht, weisst du das was schief läuft.

Was psychische Beeinflussung angeht, wodurch ja Goenka und so etwas in
Verruf geraten sind - ich hoffe du bist nicht in einer der Zen-Gruppen
wo dir jemand während dein Beurteilungsvermögen quasi abgeschaltet ist,
also beim Zazen, jemand die buddhistische Doktrin einzuhämmern
versucht...

Gruß,

Daniel
Sven Hansen
2006-07-18 21:03:21 UTC
Permalink
Post by Daniel
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Diesen Ratschlag würde ich nicht beherzigen, sondern ruhig die Gelegenheit
nutzen, um Achtsamkeit im Alltag zu üben. Dazu gehört auch die Gefühls- und
Körperachtsamkeit.
Post by Daniel
Was psychische Beeinflussung angeht, wodurch ja Goenka und so etwas in
Verruf geraten sind - ich hoffe du bist nicht in einer der Zen-Gruppen
wo dir jemand während dein Beurteilungsvermögen quasi abgeschaltet
ist, also beim Zazen, jemand die buddhistische Doktrin einzuhämmern
versucht...
Ich persönlich denke, dass es nicht die Doktrin ist, die Goenka gefährlich
macht. Leider findet man fast überall etwas neurotisches.

Eher sind es m. E. die großen Retreatgruppen, die von den doch recht
unbeholfenen Lehrern in Notfällen betreut werden. Die Methode ist korrekt
und führt zu schnellen Ergebnissen und genau darin liegt die eigentliche
Gefahr. Echtes Vipassana ist "Mindforming" und wer glaubt, dass das
ungefährlich wäre, weil so etwas "heiliges" wie Meditation ja nicht etwas
kaputt machen kann, der irrt. Wer an seinem Geist rumbastelt, sollte genau
wissen, was er tut. Obwohl die meisten Meditierenden irrsamerweise glauben,
dass sie das nicht wissen müssten und das sich irgendwie schon alles wie von
selbst ergibt. Das Resultat sind oft merkwürdige Gestalten, die sich aus
dieser Art der Vorgehensweise ergeben.

Ein Bekannter von mir, den ich in einem Theoriekurs kennenlernte, bekam nach
einem Goenka-Kurs eine Psychose. Er stand deshalb seit mehreren Jahren unter
Neuroleptika. Seine Beschreibungen sind durchaus alten Beschreibungen
ähnlich und zeigen eigentlich einen großen Fortschritt an, der nicht richtig
vom Lehrer gehandhabt wurde. Schade, so kann eine Begabung ohne richtige
Lenkung durch qualifizierte Lehrer das Gegenteil bewirken.

Gruß

Sven
Ariyo
2006-07-18 22:28:34 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Diesen Ratschlag würde ich nicht beherzigen, sondern ruhig die Gelegenheit
nutzen, um Achtsamkeit im Alltag zu üben. Dazu gehört auch die Gefühls- und
Körperachtsamkeit.
Dem kann und muß ich zustimmen. Man sollte keine Gelegenheit
verpassen seinen Geist in den Griff zu bekommne und nach seinem
Willen zu formen und zu läutern. Wer es schlaft durch die Konzentration
auf den Atem und andere Übungen die innere Langeweile des Geistes
vollkommen zu überwinden, der fängt an, das inneres Glück und den
inneren Jubel zu erleben wie er es zuvor nicht erahnt hat. Der weiß wozu
sich die Mühe gelohnt hat.
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
ROTFL
2006-07-19 09:41:29 UTC
Permalink
Post by Ariyo
Wer es schlaft
durch die Konzentration auf den Atem und andere Übungen die innere Langeweile des Geistes
vollkommen zu überwinden, der fängt an, das inneres Glück und den
inneren Jubel zu erleben wie er es zuvor nicht erahnt hat.
Treffen sich zwei Weicheier nach Jahren wieder.
'Und, wie läufts bei dir? Hängste immer noch so rum?'
'Nene du. Volles Programm und so! ..'
'Wow. So richtich mit tough und Vollauslastung und so? .. '
'Nene, ich bin jetzt Buddhist ..'
Post by Ariyo
Der weiß wozu sich die Mühe gelohnt hat.
Ja, man spürt es förmlich zwischen den Zeilen, dieses innere Glück und
den Jubel.

So, und Unsereiner geht jetzt mal in den verdienten Urlaub.
Der ist zwar auch vergänglich. Aber bekanntlich kommts ja stets darauf
an, ob man die Vergänglichkeit nutzt, oder sie bequem an sich
vorbeiziehen lässt.


Schöne Zeit & carpe diem an alle:
Sir Prise
--
-----------------------------------------------------------------------
Sie haben nie sich selbst gelebt. Sie kennen keine Liebe.
Triebhaft reduzieren sie das Menschsein auf die Triebe.
Daniel
2006-07-19 10:04:51 UTC
Permalink
Post by Ariyo
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Diesen Ratschlag würde ich nicht beherzigen, sondern ruhig die Gelegenheit
nutzen, um Achtsamkeit im Alltag zu üben. Dazu gehört auch die Gefühls- und
Körperachtsamkeit.
Dem kann und muß ich zustimmen. Man sollte keine Gelegenheit
verpassen seinen Geist in den Griff zu bekommne und nach seinem
Willen zu formen und zu läutern. Wer es schlaft durch die Konzentration
auf den Atem und andere Übungen die innere Langeweile des Geistes
vollkommen zu überwinden, der fängt an, das inneres Glück und den
inneren Jubel zu erleben wie er es zuvor nicht erahnt hat. Der weiß wozu
sich die Mühe gelohnt hat.
Schade, dass man vom deinem Jubel und deinem inneren Glück hier sowenig
mitbekommt. Lass uns doch auch etwas davon teilhaben!

Für alle die noch nicht soweit sind: "Geist in den Griff bekommen"
führt zu geistiger Krankheit. Es geht immer nur ums verstehen, zulassen,
akzeptieren - nie um's "in den Griff bekommen".

Gruß,

Daniel
Sven Hansen
2006-07-19 10:43:07 UTC
Permalink
Post by Daniel
Post by Ariyo
Dem kann und muß ich zustimmen. Man sollte keine Gelegenheit
verpassen seinen Geist in den Griff zu bekommne und nach seinem
Willen zu formen und zu läutern...
Für alle die noch nicht soweit sind: "Geist in den Griff bekommen"
führt zu geistiger Krankheit...
Dem stimme ich zu. Geist in den Griff zu bekommen heißt, dass ein Teil des
Geistes versucht einen anderen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Das ist
brutale Gewalt gegen sich selbst und nur in absoluten Notfällen akzeptabel.
Solche Vorgehensweise führt zu Neurosen.

Man kann sich im Geist 3 Instanzen vorstellen:

1. eine die den Bedürfnissen einfach nachgehen will,
2. eine die mit Regeln die vorherige Instanz kontrollieren will und
3. eine die versucht zu vermitteln und versucht gültige Regeln aufzustellen.

Bei Personen, wo 1 um Vordergrund steht, gibt es keine Disziplin und durch
die Kurzsichtigkeit dieser 1 Instanz ist das Leiden vorprogrammiert.

Personen, wo 2 um Vordergrund steht, sind vollkommen Diszipliniert, leiden
meist unter Emotionsarmut und innerer Unterdrückung.

Instanz 3 ist die der Vernunft.


Wir brauchen eine gesunde Mischung.

Die Regeln, die die kontrollierende Instanz aufstellt müssen vernünftig
sein. Das heißt mit Instanz 3 (der Vernunft) konform gehen. Die
kontrollierende Instanz 2 muss immer das auf vernunftgegründete Wohl der
Person im Auge haben. Nur so gibt es keinen inneren Krieg oder sogar einen
inneren Verlierer. Selbst, wenn die Bedürfnisse rebellieren, ist es nicht so
stark, weil sie wissen, dass sich die kontrollierende Instanz um sie sorgt
und weiß, dass es um ihr Wohl geht.

Dies ist Teil des mittleren Weges.


Gruß

Sven
Ariyo
2006-07-19 12:16:42 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Post by Ariyo
Dem kann und muß ich zustimmen. Man sollte keine Gelegenheit
verpassen seinen Geist in den Griff zu bekommne und nach seinem
Willen zu formen und zu läutern...
Für alle die noch nicht soweit sind: "Geist in den Griff bekommen"
führt zu geistiger Krankheit...
Dem stimme ich zu.
Die Leute welche ihren Geist nicht in den Griff bekommen stimmen zu.
Post by Sven Hansen
Geist in den Griff zu bekommen heißt, dass ein Teil des
Geistes versucht einen anderen zu kontrollieren und zu unterdrücken.
Ach ja? heißt es das? Wer bestimmt was das heißt?
Kann man sich da anmelden und mit denen sprechen?

Andere üben sich in Konzentration und in Achtsamkeit
um den Geist zu läutern bzw. in den Griff zu bekommen,
während wieder andere ihren Geist dazu benutzen Psychosen
auszuleben ohne dem Geist Gewalt anzutun. Ein Gewalt
freilich über die der Geist nur lachen kann.
Man kann sich eine Menge vorstellen in der Welt.
Der ungeschulte Geist kenn da faßt keine Müdigkeit, aber was lehre der Buddha?

Der Buddha:
"Ich aber nenne den einen Weisen, einen großen Mann,
der folgende Eigenschaft besitzt:

Welchen Gedanken er hegen will, den Gedanken hegt er;
welchen Gedanken er nicht hegen will, den Gedanken hegt er nicht.
Welche Gesinnung er hegen will, die Gesinnung hegt er;
welche Gesinnung er nicht hegen will, die Gesinnung hegt er nicht.
So hat er bei den Gedankengängen den Geist in der Gewalt. ( aus A. 4. 35)

Oder
Der Buddha:
Im Besitze von sieben Eigenschaften, ihr Mönche,
hat der Mönch seinen Geist in der Gewalt, wird
nicht von seinem Geiste beherrscht.

Welches sind diese sieben Eigenschaften?
Da versteht sich der Mönch auf die Sammlung,
auf das Eintreten in die Sammlung,
auf das Verweilen in der Sammlung,
auf das Heraustreten aus der Sammlung,
auf die Veredlung der Sammlung,
auf die Objekte der Sammlung und
auf die Erhöhung der Sammlung.

Im Besitze dieser sieben Eigenschaften,
ihr Mönche, hat der Mönch seinen Geist in der Gewalt,
wird nicht von seinem Geiste beherrscht. (Vgl. VI, 24; M. 32.)

"Da hat, Bruder Moggalláno,
ein Mönch Den Geist (Herz) in seiner Gewalt
und nicht ist er in der Gewalt des Geistes (Herzens).

Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich morgens,
welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich mittags,
welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich abends.

Gleichwie etwa, Bruder Moggalláno, ein König oder
ein Fürst aus einer Truhe voller verschiedenfarbiger Gewänder
gerade das Gewand für den Morgen auswählen würde, das
er morgens tragen will, gerade das Gewand für den Mittag
auswählen würde, das er mittags tragen will, gerade das
Gewand für den Abend auswählen würde, das er abends
tragen will:

ebenso auch, Bruder Moggalláno, hat ein Mönch den Geist (Herz)
in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens.

Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich morgens,
welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich mittags,
welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will,
dieser Vertiefung erfreut er sich abends.
Ein solcher Mönch, Bruder Moggalláno, mag
dem Gosingam-Walde Glanz verleihen."

"Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch Herrscher
über der Erwägungen Arten genannt.
Welche Erwägung er will, die wird er erwägen,
welche Erwägung er nicht will, die wird er nicht erwägen.
Abgeschnitten hat er den Lebensdurst, weggeworfen die Fessel,
durch vollständige Dünkeleroberung ein Ende gemacht dem Leiden." (M 20)
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Michael Schulz
2006-07-19 21:59:14 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
1. eine die den Bedürfnissen einfach nachgehen will,
Das "Es".
Post by Sven Hansen
2. eine die mit Regeln die vorherige Instanz kontrollieren will und
Das" Über-Ich"
Post by Sven Hansen
3. eine die versucht zu vermitteln und versucht gültige Regeln aufzustellen.
Das "Ich".

Freud.

Drei Seelen wohnen auch in meiner Brust. In mir kämpfen sie alle um die
Vorherrschaft.
In jedem Menschen tobt ein Krieg und kein Frieden in Sicht.
Post by Sven Hansen
Bei Personen, wo 1 um Vordergrund steht, gibt es keine Disziplin und durch
die Kurzsichtigkeit dieser 1 Instanz ist das Leiden vorprogrammiert.
Personen, wo 2 um Vordergrund steht, sind vollkommen Diszipliniert, leiden
meist unter Emotionsarmut und innerer Unterdrückung.
Instanz 3 ist die der Vernunft.
Wir brauchen eine gesunde Mischung.
Die Regeln, die die kontrollierende Instanz aufstellt müssen vernünftig
sein. Das heißt mit Instanz 3 (der Vernunft) konform gehen. Die
kontrollierende Instanz 2 muss immer das auf vernunftgegründete Wohl der
Person im Auge haben. Nur so gibt es keinen inneren Krieg oder sogar einen
inneren Verlierer. Selbst, wenn die Bedürfnisse rebellieren, ist es nicht so
stark, weil sie wissen, dass sich die kontrollierende Instanz um sie sorgt
und weiß, dass es um ihr Wohl geht.
"Ich will doch nur das Beste für Dich" sagt das Über-Ich.

"Du hast keine Ahnung was das Beste für mich ist" sagt das Es.

"Hier wird gemacht was Ich sage" sagt das Ich.

"Wenn du nicht tust was ich will dann quäle ich dich mit
Gewissensbissen" sagt das Über-Ich.

"Wenn du nicht das tust was ich will, dann quäle ich dich mit
Phantasien" sagt das Es.

"Und jetzt mal ganz vernünftig sein, ich gebe keinem alles und nur jedem
ein bischen, dann ist zwar niemand zufrieden aber so gibt es erstmal ein
überleben" sagt das Ich.

"Scheiß Entscheidung, ich will alles" sagt das Es.

"Du machst einen Fehler wenn du dem Es nachgibt, es ist nämlich
unersättlich. Ich werde solange kämpfen bis ich der Sieger bin" sagt das
Über-Ich.

"Ich bin hier der einzige Sieger weil ich entscheide" sagt das Ich.

"Ich bin der einzige Sieger weil ich dich bis in den Tod quälen werde
wenn ich nicht das bekomme was ich will" sagt das Es.

"Ich bin der einzige Sieger weil ich dich bis in den Tod quälen werde
wenn ich nicht das bekomme was ich will" sagt das Über-Ich.

"Hilfe !" sagt das Ich.

"Ja, laß dir helfen !" rufen Es und Über-Ich im Chor.
Post by Sven Hansen
Dies ist Teil des mittleren Weges.
Dies ist im besten Fall Waffenstillstand.
Sven Hansen
2006-07-20 19:40:22 UTC
Permalink
Zur Klarstellung:
Diese 3 Instanzen sind nicht identisch mit den freudschen Kategorien von
Ich, Es und Über-Ich, sondern entsprechen, wenn es jemanden interessiert,
dem Ich-Zustands-Modell der Transaktionsanalyse (TA).

Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
(Ich selbst habe vor ca. 30 Jahren eine TA-Therapie gemacht und mich zum
Glück dadurch in sehr kurzer Zeit stark zum Positiven verändert. Ein sehr
praxisorientiertes wirkungsvolles Instrument, um den Geist zu verstehen und
auch zu formen.)

Vertreter sind (Literatur):
Eric Berne: Was sagen Sie, nachdem Sie "Guten Tag" gesagt haben.
(Basiswerk)
Thomas Harris: Ich bin Ok. Du bist Ok. (populär)

Hier ein kleiner Überblick:
http://de.wikipedia.org/wiki/Transaktionsanalyse

Gruß

Sven
Lothar Schenk
2006-07-21 11:11:46 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas mit
dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Michael Schulz
2006-07-22 10:23:45 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas mit
dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein ?

Wenn das Selbst als Nicht-Selbst erkannt wird (von wem ?) und sich
auflöst, was blaibt dann übrig ? Nichts ?

Wer erkennt etwas ? Das Selbst ? Oder erkennt das Nicht-Selbst sich
selbst als Nicht-Selbst ? Oder verschwindet der Erkennende nachdem
erkannt wurde und wiederum bleibt nichts und niemand übrig ?
Lothar Schenk
2006-07-22 11:41:22 UTC
Permalink
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas
mit dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein ?
Ich. Du. Er. Sie. Es. Niemand. Oder was sonst immer diese Frage als Antwort
zulässt.

Alle diese Antworten sind falsch.
Michael Schulz
2006-07-23 06:10:48 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas
mit dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein ?
Ich. Du. Er. Sie. Es. Niemand. Oder was sonst immer diese Frage als Antwort
zulässt.
Alle diese Antworten sind falsch.
Gibt es auch richtige Antworten ?
Lothar Schenk
2006-07-23 08:33:52 UTC
Permalink
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas
mit dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein ?
Ich. Du. Er. Sie. Es. Niemand. Oder was sonst immer diese Frage als
Antwort zulässt.
Alle diese Antworten sind falsch.
Gibt es auch richtige Antworten ?
Das Fragewort "Wer?" impliziert, dass es ein abgrenzbares, für sich
stehendes (gleichbleibendes) Subjekt gibt.

Nicht-Selbst bedeutet, dass es ein solches abgrenzbares gleichbleibendes
Subjekt nicht gibt.

Die Frage "Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein?" lässt somit nur
Antworten zu, die das, was sie zu untersuchen vorgibt, negieren. Die Frage
ist wie eine Münze, die auf Vorder- und Rückseite Wappen hat; egal, wie man
sie wirft, es kann nur Wappen dabei herauskommen.

Was natürlich für den, der auf Wappen wettet, angenehm ist.
Fchen
2006-07-23 10:11:10 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Das Ziel der TA ist mit sich selbst im "Reinen" zu sein.
Dann könnte man sagen, im Gegensatz dazu ist das Ziel der Lehre Buddhas
mit dem Nicht-Selbst im Reinen zu sein.
Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein ?
Ich. Du. Er. Sie. Es. Niemand. Oder was sonst immer diese Frage als
Antwort zulässt.
Alle diese Antworten sind falsch.
Gibt es auch richtige Antworten ?
Das Fragewort "Wer?" impliziert, dass es ein abgrenzbares, für sich
stehendes (gleichbleibendes) Subjekt gibt.
Nicht-Selbst bedeutet, dass es ein solches abgrenzbares gleichbleibendes
Subjekt nicht gibt.
Die Frage "Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein?" lässt somit nur
Antworten zu, die das, was sie zu untersuchen vorgibt, negieren. Die Frage
ist wie eine Münze, die auf Vorder- und Rückseite Wappen hat; egal, wie man
sie wirft, es kann nur Wappen dabei herauskommen.
Was natürlich für den, der auf Wappen wettet, angenehm ist.
Wobei Schulzes Antwort nun lauten koennte :
" Es gibt auf der Muenze keine Wappen sondern nur Zahlen . "

Damit waere der Genauigkeit dann genuege getan, und selbstverstaendlich
koenntest du ihm das Gegenteil, also deine Ansicht ueber den Inhalt der
Praegung, nicht als richtig beweisen.

Und so laufen die Gespraeche hier dann in der Regel ab, insoweit sie von
Teilnehmern bestritten werden, die einerseits nicht wahr haben wollen,
dass die Buddzie-Lehre (wenn man es mal so nennen will) auf das
Mystische, die Hinterwelt abzielt, oder diese Tatsache negieren wollen,
weil das Mystische, die Hinterwelt, im Alltag mehr und mehr an Wirkung
und Beachtung verliert, wenn sie nicht ins Psychologisch-Symbolische
verortet wird.

Letzteres ist beispielsweise bei der Astrologie, oder der sog.
"Naturheilkunde" sehr schoen zu beobachten, wird aber auch gerne von
Tantra-Buddhisten gebraucht um z.B. den Buddhismus Tibets fuer den
"Westen" aufzubereiten und marktfaehig zu machen.

mfG

f
--
FREIMANN: Neue CD: a buddhist motel
http://www.freimanns-music.biz
Michael Schulz
2006-07-23 17:54:28 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Das Fragewort "Wer?" impliziert, dass es ein abgrenzbares, für sich
stehendes (gleichbleibendes) Subjekt gibt.
Oder ein nichtabzugrenzendes Subjekt das alles beinaltet das gibt es
auch nicht ? So etwas wie allumfassendes Bewußtsein im Gegensatz zu
begrenzten Bewußtsein ?
Post by Lothar Schenk
Nicht-Selbst bedeutet, dass es ein solches abgrenzbares gleichbleibendes
Subjekt nicht gibt.
Dann ein unabgegrenztes gleichbleibdendes Subjekt ? Auch nicht ?
Post by Lothar Schenk
Die Frage "Wer soll mit dem Nicht-Selbst im Reinen sein?" lässt somit nur
Antworten zu, die das, was sie zu untersuchen vorgibt, negieren.
Weil das Subjekt eben keine Grenzen hat und sich deshalb nicht
definieren läßt ? Es ist weder das eine, noch das andere, noch beides,
beinhaltet zwar das eine , das andere und beides es ist aber nicht
dieses eine, andere oder beides ?

Auch nicht ?
Post by Lothar Schenk
Die Frage
ist wie eine Münze, die auf Vorder- und Rückseite Wappen hat; egal, wie man
sie wirft, es kann nur Wappen dabei herauskommen.
Solange man sich in der Dualität befindet müssen Grenzen bzw.
Unterschiede erkannt werden, woraus sich dann Dinge definieren lassen.

Ohne Unterschiede oder Grenzen oder Definitionen gibt es auch keine
Dinge was besagt daß Dinge nur Konstruktionen sind. Was ist nun mit dem
Nicht-Konstruierten ? Ist das nur eine These ? (Wobei das Konstruierte
ja auch nur eine These ist.)
Ariyo
2006-07-23 19:19:56 UTC
Permalink
Post by Michael Schulz
Post by Lothar Schenk
Das Fragewort "Wer?" impliziert, dass es ein abgrenzbares, für sich
stehendes (gleichbleibendes) Subjekt gibt.
Oder ein nichtabzugrenzendes Subjekt das alles beinaltet
Erinnert irgendwie an Aussprüche wie:
"Frankreich (oder Deutschland), das bin Ich!"
"Die Welt das min Ich, sie gerört mir, sie ist mein Selbst."

Aber "Nichts ist sein" gilt in Wirklichkeit.
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Michael Schulz
2006-07-23 20:27:58 UTC
Permalink
Post by Ariyo
"Frankreich (oder Deutschland), das bin Ich!"
"Die Welt das min Ich, sie gerört mir, sie ist mein Selbst."
Die Welt ist in mir, aber ich bin nicht die Welt.

Was hältst denn davon ?
Post by Ariyo
Aber "Nichts ist sein" gilt in Wirklichkeit.
Jedes Sein ist bedingt entstanden und leidhaft also ?
Ariyo
2006-07-23 21:05:22 UTC
Permalink
Post by Michael Schulz
Post by Ariyo
"Frankreich (oder Deutschland), das bin Ich!"
"Die Welt das bin Ich, sie gerört mir, sie ist mein Selbst."
Die Welt ist in mir, aber ich bin nicht die Welt.
Was hältst denn davon ?
Nichts!
Post by Michael Schulz
Post by Ariyo
Aber "Nichts ist sein" gilt in Wirklichkeit.
Jedes Sein ist bedingt entstanden und leidhaft also ?
Genau! Und alle Vorstellungen von 'Ich und 'Mein' auch.

Ariyo
2006-07-19 11:35:43 UTC
Permalink
Post by Daniel
Post by Ariyo
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Diesen Ratschlag würde ich nicht beherzigen, sondern ruhig die Gelegenheit
nutzen, um Achtsamkeit im Alltag zu üben. Dazu gehört auch die Gefühls- und
Körperachtsamkeit.
Dem kann und muß ich zustimmen. Man sollte keine Gelegenheit
verpassen seinen Geist in den Griff zu bekommne und nach seinem
Willen zu formen und zu läutern. Wer es schlaft durch die Konzentration
auf den Atem und andere Übungen die innere Langeweile des Geistes
vollkommen zu überwinden, der fängt an, das inneres Glück und den
inneren Jubel zu erleben wie er es zuvor nicht erahnt hat. Der weiß wozu
sich die Mühe gelohnt hat.
Schade, dass man vom deinem Jubel und deinem inneren Glück hier sowenig
mitbekommt. Lass uns doch auch etwas davon teilhaben!
Das kann man nur durch Übung erreichen
und auch nicht gleich 24 Stunden am Tag.
Die weltlichen Interessen schwinden eben
nur allmählich und auch nur da wo es wirklich
der einzige Wunsch ist.
Post by Daniel
Für alle die noch nicht soweit sind: "Geist in den Griff bekommen"
führt zu geistiger Krankheit. Es geht immer nur ums verstehen, zulassen,
akzeptieren - nie um's "in den Griff bekommen".
Solange der Geist zerstreut ist noch macht was er will,
solange hat man ihn auch noch nicht im Griff und ist den
Konsequenzen seinen Launen ausgeliefert. Und solange
die Achtsamkeit noch schwach ausgebildet ist er eben
schwer zu bändigen. (siehe das zu M 19 und M 20)
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Daniel
2006-07-19 10:02:01 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Diesen Ratschlag würde ich nicht beherzigen, sondern ruhig die Gelegenheit
nutzen, um Achtsamkeit im Alltag zu üben. Dazu gehört auch die Gefühls- und
Körperachtsamkeit.
Hmm ich weiss ja nicht. Ich tendiere seit einiger Zeit dazu den Leuten
eher zu sagen, sie sollen lieber zuwenig als zuviel machen. Wenn jemand
mit Meditation keinerlei Erfahrung hat und dann mit Zazen anfängt, was
je nachdem wie es ausgeübt wird ja schon enorme Effekte - wenn auch
unbewusst und nicht direkt merklich - auf Körper und Geist hat, so
genügt das denke ich erstmal. Wird zusätzlich im Alltag noch weiter
geübt, ist das glaube ich für viele bereits zuviel des Guten. Denn
Gerade Achtsamkeitsübung auf den Körper lösen ja oft alte Spannungen und
Blockaden auf - was verschiedene Auswirkungen haben kann. Das alleine
ist meistens tragbar, aber das plus Zazen oder umgekehrt ist finde ich
für den Anfang zuviel.

Aber das ist nunmal Ansichtssache, ich bin eher dafür die Sache gerade
die ersten Jahr sehr langsam anzugehen...
Post by Sven Hansen
Post by Daniel
Was psychische Beeinflussung angeht, wodurch ja Goenka und so etwas in
Verruf geraten sind - ich hoffe du bist nicht in einer der Zen-Gruppen
wo dir jemand während dein Beurteilungsvermögen quasi abgeschaltet
ist, also beim Zazen, jemand die buddhistische Doktrin einzuhämmern
versucht...
Ich persönlich denke, dass es nicht die Doktrin ist, die Goenka gefährlich
macht. Leider findet man fast überall etwas neurotisches.
Ich habe bezüglich der Doktrin auch nicht Goenka gemeint, dass war auf
viele gängige Zen-Gruppen bezogen.
Post by Sven Hansen
Ein Bekannter von mir, den ich in einem Theoriekurs kennenlernte, bekam nach
einem Goenka-Kurs eine Psychose. Er stand deshalb seit mehreren Jahren unter
Neuroleptika. Seine Beschreibungen sind durchaus alten Beschreibungen
ähnlich und zeigen eigentlich einen großen Fortschritt an, der nicht richtig
vom Lehrer gehandhabt wurde. Schade, so kann eine Begabung ohne richtige
Lenkung durch qualifizierte Lehrer das Gegenteil bewirken.
Ich hab von solchen Schicksalen immer wieder was mitbekommen. Das
Problem ist, dass die "Lehrer" oft überhaupt keine Ahnung von
Psychologie haben, bzw. das notwendige Feingefühl für die Person
fehlt. Gleichzeitig neigen nunmal Leute die vielleicht schon vorher
leicht angeschlagen sind sich für Meditation etc. zu interessieren.

Gruß,

Daniel
Sven Hansen
2006-07-19 10:26:57 UTC
Permalink
Post by Daniel
Post by Sven Hansen
Ein Bekannter von mir, den ich in einem Theoriekurs kennenlernte,
bekam nach einem Goenka-Kurs eine Psychose. Er stand deshalb seit
mehreren Jahren unter Neuroleptika. Seine Beschreibungen sind
durchaus alten Beschreibungen ähnlich und zeigen eigentlich einen
großen Fortschritt an, der nicht richtig vom Lehrer gehandhabt
wurde. Schade, so kann eine Begabung ohne richtige Lenkung durch
qualifizierte Lehrer das Gegenteil bewirken.
Ich hab von solchen Schicksalen immer wieder was mitbekommen. Das
Problem ist, dass die "Lehrer" oft überhaupt keine Ahnung von
Psychologie haben, bzw. das notwendige Feingefühl für die Person
fehlt.
Das stimmt leider.
Post by Daniel
Gleichzeitig neigen nunmal Leute die vielleicht schon vorher
leicht angeschlagen sind sich für Meditation etc. zu interessieren.
Das ist wohl so, weil jemand der glücklich und zufrieden ist, wohl kaum
anfängt zu meditieren.

In diesem Falle war es aber eher ein spontanes Auftauchen, der sogenannten
"magischen Kräfte", die meines Erachtens keine sind, sondern eine oft
auftauchende Psychose, während der fortgeschrittenen Meditation.
Unvorbereitet und ohne fachliche Hilfe können diese Wahnvorstellungen so den
Geist beherrschen, während vorbereitet und mit fachlicher Hilfe diese
"Psychose" meist gut behandelt werden kann. Die Gefährlichkeit dieser
Zustände ist aber schon lange bekannt.

Gruß

Sven
Ariyo
2006-07-19 11:43:47 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Das ist wohl so, weil jemand der glücklich und zufrieden ist, wohl kaum
anfängt zu meditieren.
Genau, wenn es kein Leiden gäbe, dann brauchte man eh nicht mehr machen.
Deswegen brauchen Heilige auch nicht mehr üben und gelten als 'Übungsledige'.
Post by Sven Hansen
In diesem Falle war es aber eher ein spontanes Auftauchen, der sogenannten
"magischen Kräfte", die meines Erachtens keine sind, sondern eine oft
auftauchende Psychose, während der fortgeschrittenen Meditation.
Unvorbereitet und ohne fachliche Hilfe können diese Wahnvorstellungen so den
Geist beherrschen, während vorbereitet und mit fachlicher Hilfe diese
"Psychose" meist gut behandelt werden kann. Die Gefährlichkeit dieser
Zustände ist aber schon lange bekannt.
Sicher spricht der 'Sven' hier von den hüpfenden Yogis welche
vorgaben fliegen zu können. Alles Psychoten wie man weiß.......;)
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Ariyo
2006-07-19 11:24:49 UTC
Permalink
Post by Daniel
Ich hab von solchen Schicksalen immer wieder was mitbekommen. Das
Problem ist, dass die "Lehrer" oft überhaupt keine Ahnung von
Psychologie haben, bzw. das notwendige Feingefühl für die Person
fehlt. Gleichzeitig neigen nunmal Leute die vielleicht schon vorher
leicht angeschlagen sind sich für Meditation etc. zu interessieren.
Genau, und anschließend gehen sie dann in einen Kurs und wenn ihre
Psychoverwirrung dann ausbricht war natürlich die Meditation daran schuld.
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Daniel
2006-07-19 11:37:23 UTC
Permalink
Post by Ariyo
Post by Daniel
Ich hab von solchen Schicksalen immer wieder was mitbekommen. Das
Problem ist, dass die "Lehrer" oft überhaupt keine Ahnung von
Psychologie haben, bzw. das notwendige Feingefühl für die Person
fehlt. Gleichzeitig neigen nunmal Leute die vielleicht schon vorher
leicht angeschlagen sind sich für Meditation etc. zu interessieren.
Genau, und anschließend gehen sie dann in einen Kurs und wenn ihre
Psychoverwirrung dann ausbricht war natürlich die Meditation daran schuld.
In gewisser Weise: Ja. Am Ende ist natürlich niemand daran als
Schuldiger auszumachen, selbst erfahrene Lehrer können nie 100%ig sagen
ob nun jemand gefährdet ist oder nicht. Aber am Ausbruch als solchem ist
dann erstmal oft die Meditation schuld - ja. Ursache ist natürlich was
anderes. Empfehlenswert ist glaube ich dann oft ein wenig Meditation in
Begleitung einer Psychotherapie um mit den auftauchenden "Schatten"
richtig umzugehen. Die tauchen übrigens glaube ich bei jedem früher oder
später auf, wenn er ernsthaft übt. Damit aber eben richtig umzugehen -
und diese nicht kontrollieren und verdrängen zu wollen - ist eine Kunst
für sich. Und genau dieser Punkt findet finde ich viel zu wenig
Bedeutung in den meisten Kursen, Büchern usw. Ist vielleicht auch bei
uns im Westen ein größeres Problem als im Osten...

Gruß,

Daniel
Lothar Schenk
2006-07-19 12:27:35 UTC
Permalink
Post by Sven Hansen
Echtes Vipassana ist "Mindforming" und wer glaubt, dass das
ungefährlich wäre, weil so etwas "heiliges" wie Meditation ja nicht etwas
kaputt machen kann, der irrt. Wer an seinem Geist rumbastelt, sollte genau
wissen, was er tut. Obwohl die meisten Meditierenden irrsamerweise
glauben, dass sie das nicht wissen müssten und das sich irgendwie schon
alles wie von selbst ergibt. Das Resultat sind oft merkwürdige Gestalten,
die sich aus dieser Art der Vorgehensweise ergeben.
Man sollte es wohl immer wieder sagen: der buddhistische Weg beginnt nicht
mit Meditation (Vertiefung oder Vipassana oder was auch immer), sondern mit
Geben und der Einhaltung der Tugendregeln. Ich vermute, dass die meisten
Schwierigkeiten bei der Meditation daher rühren, dass vorher diese
Grundlagen nicht tief und solide genug gelegt worden sind.

http://home.arcor.de/einsicht/grosszuegigkeit.html

http://home.arcor.de/einsicht/precepts.html
Gottfried Helms
2006-07-19 12:40:36 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Post by Sven Hansen
Echtes Vipassana ist "Mindforming" und wer glaubt, dass das
ungefährlich wäre, weil so etwas "heiliges" wie Meditation ja nicht etwas
kaputt machen kann, der irrt. Wer an seinem Geist rumbastelt, sollte genau
wissen, was er tut. Obwohl die meisten Meditierenden irrsamerweise
glauben, dass sie das nicht wissen müssten und das sich irgendwie schon
alles wie von selbst ergibt. Das Resultat sind oft merkwürdige Gestalten,
die sich aus dieser Art der Vorgehensweise ergeben.
Man sollte es wohl immer wieder sagen: der buddhistische Weg beginnt nicht
mit Meditation (Vertiefung oder Vipassana oder was auch immer), sondern mit
Geben und der Einhaltung der Tugendregeln. Ich vermute, dass die meisten
Schwierigkeiten bei der Meditation daher rühren, dass vorher diese
Grundlagen nicht tief und solide genug gelegt worden sind.
Guter Hinweis. Hilft vielleicht, Fehler in der Medi-Gruppe
zu vermeiden. Werden wir mal bereden...

Gruß -

Gottfried
Lothar Schenk
2006-07-19 15:12:32 UTC
Permalink
Post by Gottfried Helms
Post by Lothar Schenk
Man sollte es wohl immer wieder sagen: der buddhistische Weg beginnt
nicht mit Meditation (Vertiefung oder Vipassana oder was auch immer),
sondern mit Geben und der Einhaltung der Tugendregeln. Ich vermute, dass
die meisten Schwierigkeiten bei der Meditation daher rühren, dass vorher
diese Grundlagen nicht tief und solide genug gelegt worden sind.
Guter Hinweis. Hilft vielleicht, Fehler in der Medi-Gruppe
zu vermeiden. Werden wir mal bereden...
Was ich für sehr wichtig halte, ist zu begreifen, dass das Geben und die
Tugendregeln beim Erwachten keine simplen Verhaltensregeln, sondern
Gesinnungsregeln sind. Es geht also nicht (nur) darum, zu geben, sondern
die Gesinnung der Großzügigkeit zu üben. Es geht nicht (nur) darum, nicht
zu töten, sondern die Gesinnung der Gewaltlosigkeit zu üben usw.

Beim Erwachten heißt es nicht einfach lapidar "Du sollst nicht töten",
sondern es heißt da:

"Lebendiges umzubringen hat er _verworfen_, Lebendiges umzubringen _liegt
ihm fern_: ohne Stock, ohne Schwert, _fühlsam_, _voll Teilnahme_, _hegt er_
zu allen lebenden Wesen _Liebe_ und _Mitleid_."

An diesem Wortlaut wird deutlich, dass es nicht (nur) darum geht, etwas
Bestimmtes zu tun oder nicht zu tun, sondern darum, eine Geisteshaltung zu
entwickeln, welche es unmöglich macht, das Schädliche zu tun, und umgekehrt
es einem zur zweiten Natur (wie man das so nennt) macht, das Heilsame und
Förderliche zu tun.

Erst, wer von sich sicher sein kann, aus den vom Erwachten jeweils genannten
Geisteshaltungen heraus zu handeln, kann auch von sich behaupten, die
Tugendregeln (wirklich) einzuhalten. Es ist keineswegs einfach, und es
braucht viel Zeit und Ehrlichkeit mit sich selbst, um hier tatsächlich
voranzukommen.

Wenn ich einen Bettler am Straßenrand sitzen sehe und ihm 50 Cent oder einen
Euro in die Mütze werfe, habe ich, äußerlich betrachtet, gegeben. Aber was
ging innerlich in mir vor? Habe ich gegeben, weil das so erwartet wird,
weil 'ich es als Buddhist so machen muss', weil ich mich sonst schuldig
fühlen würde, oder habe ich in diesem Moment wirklich den Bruder gesehen,
der wie ich sich nach Glück sehnt, aber eben durch andere Anlagen und
Lebensumstände (meinetwegen auch 'selbst'verschuldet) nun zum Bettler
geworden ist, und mit dem ich durch das Geben meine - glücklicheren -
Lebensumstände teile?

Diese das Gemüt umbildende Wirkung der Tugend ist das, was einen im
eigentlichen Sinne auch erst zur tiefergehenden Meditation befähigt. Tugend
zu üben, heißt, sich ganz konkret mit den üblen Regungen im eigenen Inneren
auseinanderzusetzen, was zunächst einmal voraussetzt, überhaupt zuzugeben,
dass da welche sind! Auf der anderen Seite geht es aber auch darum, nicht
neuen Zwang aufzubauen, nicht ein neues Muss - du musst geben, du darfst
nicht töten, du darfst nicht lügen usw. - und gegen ein solches zwanghaftes
"du musst, du darfst nicht" ist die beim Geben erlernte Großzügigkeit eine
ausgezeichnete Hilfe. Man sollte lernen, sich selbst zu vergeben (eine Form
der Großzügigkeit) - was getan ist, ist getan, aber man muss es ja nicht
wieder tun, und man kann, wenn möglich, auch die Auswirkungen des Getanen
mildern oder zurücknehmen.

Großzügigkeit erweist sich in der Tat als famoses Gegengift gegen alle Arten
von Zwanghaftigkeit, und es ist sicher kein Zufall, wenn der Erwachte ihre
Ausbildung ganz an den Anfang des Übungsweges stellt. Wie ich es sehe,
schließen sich innere Großzügigkeit und neurotisches Verhalten gegenseitig
aus, und wer sich in Großzügigkeit übt, wird auch seine Neurosen langsam,
aber sicher loswerden. Wer wirklich innerlich im Herzen großzügig sein kann
- mit sich und mit anderen-, hat schon sehr viel gewonnen.
Daniel
2006-07-19 16:13:04 UTC
Permalink
Post by Lothar Schenk
Was ich für sehr wichtig halte, ist zu begreifen, dass das Geben und die
Tugendregeln beim Erwachten keine simplen Verhaltensregeln, sondern
Gesinnungsregeln sind. Es geht also nicht (nur) darum, zu geben, sondern
die Gesinnung der Großzügigkeit zu üben. Es geht nicht (nur) darum, nicht
zu töten, sondern die Gesinnung der Gewaltlosigkeit zu üben usw.
Beim Erwachten heißt es nicht einfach lapidar "Du sollst nicht töten",
"Lebendiges umzubringen hat er _verworfen_, Lebendiges umzubringen _liegt
ihm fern_: ohne Stock, ohne Schwert, _fühlsam_, _voll Teilnahme_, _hegt er_
zu allen lebenden Wesen _Liebe_ und _Mitleid_."
An diesem Wortlaut wird deutlich, dass es nicht (nur) darum geht, etwas
Bestimmtes zu tun oder nicht zu tun, sondern darum, eine Geisteshaltung zu
entwickeln, welche es unmöglich macht, das Schädliche zu tun, und umgekehrt
es einem zur zweiten Natur (wie man das so nennt) macht, das Heilsame und
Förderliche zu tun.
Erst, wer von sich sicher sein kann, aus den vom Erwachten jeweils genannten
Geisteshaltungen heraus zu handeln, kann auch von sich behaupten, die
Tugendregeln (wirklich) einzuhalten. Es ist keineswegs einfach, und es
braucht viel Zeit und Ehrlichkeit mit sich selbst, um hier tatsächlich
voranzukommen.
Nunja aber die dafür notwendige Erkenntnis kommt meistens durch die
Meditation.

Die umgekehrte Herangehensweise so zu handeln als ob man bereits ein
"vollendeter" Buddhist ist (wenn es denn sowas gibt...), ohne innerlich
durch die notwendige Erkenntnis so geworden zu sein halte ich für
falsch. Dadurch würden nur noch mehr innere Konflikte erzeugt werden.

Das siehst du ja anscheinend teilweise auch so. Aber dann macht
für mich das "erst Tugend üben, dann Meditation" keinen Sinn. Ich glaube
wahre Tugend kann sich erst durch Meditation entwickeln. Erst wer von
seinem tiefsten Wesen her begriffen hat, wer der Bettler da ist, und wer
er selbst ist, hat die Freiheit wirklich zu geben. Ich warte immernoch
auf den Tag, dass mir ein solcher Mensch über den Weg läuft...

Gruß,

Daniel
Ariyo
2006-07-19 19:02:52 UTC
Permalink
Post by Daniel
Das siehst du ja anscheinend teilweise auch so. Aber dann macht
für mich das "erst Tugend üben, dann Meditation" keinen Sinn. Ich glaube
wahre Tugend kann sich erst durch Meditation entwickeln. Erst wer von
seinem tiefsten Wesen her begriffen hat, wer der Bettler da ist, und wer
er selbst ist, hat die Freiheit wirklich zu geben. Ich warte immernoch
auf den Tag, dass mir ein solcher Mensch über den Weg läuft...
Die "wahre Tugend"!? Der Buddha fängt aber nicht mit einer
idealisierten "wahren Tugend" an, sondern als Pragmatiker mit
dem einfachen gelegentlichen oder regelmäßigen Geben. Wenn
dazu noch Übungen der Besinnung und des Wohlwollens für andere
Mitwesen kommen - um so besser. Die Dinge können eben nur dann
einfach sein, wenn man sie nicht unnötig verkompliziert.
--
mfg. Ariyo

Doch nicht kann man, sage ich, ohne der Welt Ende
erreicht zu haben, dem Leiden ein Ende machen. (A 4, 45)

Die Lehre des Buddha, seine Belehrungen: http://nibbanam.de
Lothar Schenk
2006-07-20 10:24:15 UTC
Permalink
Post by Daniel
Post by Lothar Schenk
Erst, wer von sich sicher sein kann, aus den vom Erwachten jeweils
genannten Geisteshaltungen heraus zu handeln, kann auch von sich
behaupten, die Tugendregeln (wirklich) einzuhalten. Es ist keineswegs
einfach, und es braucht viel Zeit und Ehrlichkeit mit sich selbst, um
hier tatsächlich voranzukommen.
Nunja aber die dafür notwendige Erkenntnis kommt meistens durch die
Meditation.
Es ist ja auch kein entweder/oder, also entweder Tugend üben oder Meditation
üben. Nur liegt am Anfang des Weges der Schwerpunkt auf dem Tugend üben und
die Meditation unterstützt dabei. Um nämlich zum Beispiel auf eine
Provokation nicht gereizt zu reagieren und unter Umständen sogar
handgreiflich zu werde, muss ich ja in der Lage sein, erst einmal zu
bemerken, dass jetzt diese Stimmung "gereizt" da ist und dass jetzt die
Neigung besteht, beleidigend oder gar handgreiflich zu werden. Merke ich es
nicht rechtzeitig, bin ich sofort in dem Ablauf drin und habe Dinge getan
oder gesagt, die gegen die Tugendregeln verstoßen. Das Bemerken der
Vorgänge im eigenen Inneren ist aber nichts anderes als Sati, die wache
Beobachtungsfähigkeit, die in der Meditation geübt wird. Indem ich mich
also im täglichen Leben um die Einhaltung der Tugendregeln bemühe, übe ich
gleichzeitig schon Eigenschaften, die in der Meditation wichtig sind, und
umgekehrt überträgt sich das Üben dieser wachen Beobachtungsfähigkeit in
der Meditation auch vorteilhaft auf das Üben der Tugend im Alltag.

Wenn wir aber in der Meditation die tiefe Versenkung üben, dann hat das den
Effekt, dass der Geist sehr ruhig und klar wird. Es ist dem Klarwerden
eines aufgewühlten Teiches vergleichbar, bei dem man jetzt bis auf den
Grund sehen kann, wo vorher durch den aufgewühlten Schlick nichts zu sehen
war. Wenn man das zu früh, ohne Vorbereitung tut, dann warten da natürlich
die ungelösten Probleme, die man mit sich herumschleppt, und durch die
Klarheit in der Meditation treffen sie einen mit doppelter Wucht. Man muss
schon vorher gelernt haben, wie man mit unangenehmen Aspekten, mit dem
Destruktiven, ja Bösen in der eigenen Psyche umgeht, oder man wird davon
überwältigt. Dieses Umgehenlernen mit dem eigenen Bösen, der eigenen
Destruktivität ist der Sinn der Tugendübung, und deswegen ist die vorherige
Tugendübung eine unerlässliche Voraussetzung für die Ausübung der tiefen,
zur Befreiung führenden Meditation.
Harryyy
2006-07-19 11:41:06 UTC
Permalink
Post by Daniel
Ich würde erstmal beim Zazen bleiben und es damit gut sein lassen. Es
kommt oft zu Problemen wenn man gerade als Anfänger gleich mehrere
Übungen gleichzeitig praktizieren will. Zazen ist finde ich schon
mehr als genug, lass sich das erstmal entfalten (das braucht Zeit).
Wenn du bei der Sache nur sozusagen aus Langeweile auf der Suche nach
Beschäftigung bist (und das ist bei den meisten so, und auf völlig
normal), nimm dir lieber eine Zeitschrift mit ins Wartezimmer.
Falls du meinem Rate nicht folgst (wovon ich ausgehe, ich würde es auch
nicht tun), tu mir den Gefallen und achte sehr genau darauf ob's dir
wenn du beides übst besser oder eher schlechter geht. Wenn's dir nicht
so tolle geht, weisst du das was schief läuft.
Was psychische Beeinflussung angeht, wodurch ja Goenka und so etwas in
Verruf geraten sind - ich hoffe du bist nicht in einer der Zen-Gruppen
wo dir jemand während dein Beurteilungsvermögen quasi abgeschaltet ist,
also beim Zazen, jemand die buddhistische Doktrin einzuhämmern
versucht...
Danke für die Antwort

Nach 9 Monaten regelmäßigen täglichen Zazen und
Achtsamkeits-Übungen und vielen Lesen von
buddh. Ratgeber-Literatur habe ich meine Lebensqualität
deutlich verbessern können.

Ich bin Alleinübender und Kontakt mit einer Gruppe habe
ich nicht.

In letzter Zeit änderte sich einiges

Ich wurde gelassener und beim Zazen bin ich wesentlicher
entspannter.

Die Wahrnehmungen bei Achtsamkeits-Übungen sind besser

Aber auch von selbst ohne bewußtes Üben ist eine Wahrnehmung
vereinzelt spontan vorhanden.

Trage ich z.B. Schuhe mit dünnen Sohlen ist da nach einiger Zeit
plötzlich ein spezielles Körpergefühl da.

Oder gelegentlich wenn ich den Wasserhahn aufdrehe ist da
eine veränderte Wahrnehmung des Geräusches.

Mein Körper meldet sich gelegentlich und das ist auch recht
angenehm.

Ich bekommen immer mehr eine andere Einstellung zu meinen Körper.
(Früher war er mir wenig wichtig)

Die Übung mit der Körperwahrnehmung die ich in einem Buch gelesen
habe ist schon das richtige.

Es sollen halt weiterhin Achtsamkeitsübungen erfolgen.
Und diese Übung soll diese Übungen ergänzen.
Ich kann nicht sagen das ich den Zen-Weg gehe aber momentan
ist das für mich die Orientierung

Ich selbst halte mich für geistig gesund.
Die Theorie aus buddh. Ratgebern ist sehr hilfreich.
Die oft schnelle Nachvollziehbarkeit beeindruckt mich.

Das mir Schaden dadurch entstehen könnte ist wenig vorstellbar
für mich.

Danke und Gruß
Michael Schulz
2006-07-19 22:17:05 UTC
Permalink
Post by Harryyy
Nach 9 Monaten regelmäßigen täglichen Zazen und
Achtsamkeits-Übungen und vielen Lesen von
buddh. Ratgeber-Literatur habe ich meine Lebensqualität
deutlich verbessern können.
Ich bin Alleinübender und Kontakt mit einer Gruppe habe
ich nicht.
In letzter Zeit änderte sich einiges
Ich wurde gelassener und beim Zazen bin ich wesentlicher
entspannter.
Die Wahrnehmungen bei Achtsamkeits-Übungen sind besser
Aber auch von selbst ohne bewußtes Üben ist eine Wahrnehmung
vereinzelt spontan vorhanden.
Trage ich z.B. Schuhe mit dünnen Sohlen ist da nach einiger Zeit
plötzlich ein spezielles Körpergefühl da.
Oder gelegentlich wenn ich den Wasserhahn aufdrehe ist da
eine veränderte Wahrnehmung des Geräusches.
Mein Körper meldet sich gelegentlich und das ist auch recht
angenehm.
Ich bekommen immer mehr eine andere Einstellung zu meinen Körper.
(Früher war er mir wenig wichtig)
Es geht also auch ohne chemische Substitute.
Post by Harryyy
Die Übung mit der Körperwahrnehmung die ich in einem Buch gelesen
habe ist schon das richtige.
Es sollen halt weiterhin Achtsamkeitsübungen erfolgen.
Und diese Übung soll diese Übungen ergänzen.
Ich kann nicht sagen das ich den Zen-Weg gehe aber momentan
ist das für mich die Orientierung
Ich selbst halte mich für geistig gesund.
Davon sollte jeder einfach mal ausgehen und sich nicht selber verrückt
machen (lassen). Das ist hifreicher als überall Gespenster zu sehen.
Post by Harryyy
Die Theorie aus buddh. Ratgebern ist sehr hilfreich.
Die oft schnelle Nachvollziehbarkeit beeindruckt mich.
Das mir Schaden dadurch entstehen könnte ist wenig vorstellbar
für mich.
Erhöhe die Dosis oder die Substanz und schon werden deine Vorstellungen
überschritten. Begrenzt sind sie ja sowieso.
Post by Harryyy
Danke und Gruß
Viel Spaß.
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